Salem Bouhageb (1827 - 1924)

Réformiste, jurisconsulte et érudit tunisien

 


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Biographie

Der Professor Salem Bouhageb (1827 - 1924) war einer der bedeutendsten Vordenker und Reformer der tunesischen Gesellschaft des vorletzten Jahrhunderts.
Er war Religions- und Rechtsgelehrter sowie Großmufti von Tunesien.

Sein wichtigster Beitrag zur Reformbewegung war die Vermittlung der Überzeugung dass der Islam als rationale Religion nicht mit den modernen Entwicklungen im Widerspruch stehen müsse.
Zeit seines Lebens trat er für die Synthese von westlichem Gedankengut und muslimischen Vorstellungen ein. Er war überzeugt, dass der Islam kein Hindernis für moderne Entwicklung, Technologie und Wissenschaft sei.
Salem Bouhageb war überzeugt, dass der Islam sogar die besten Voraussetzungen für Modernität besäße.
Er lehnte Interpretationen und Konsens früherer Generationen von Rechtsgelehrten ab, ebenso die Tradition der blinde Nachahmung (Taqlid). Er vertrat in vielerlei Hinsicht eine liberale Haltung Frauen gegenüber.
Seiner Meinung nach konnten die zentralen Probleme nur durch einen vorbildlichen Lebenswandel und vor allem durch Modernisierung und verbesserte Bildungssysteme gelöst werden.

Für die tunesische Gesellschaft beginnt das Zeitalter der Moderne am Ende des 19. Jahrhunderts.
Salem Bouhageb bescheinigte dieser klassischen traditionellen Gesellschaft historisch veraltet und gesellschaftlich belanglos geworden zu sein.
Die Familie und die Organisation der Produktionsstätte basierten auf einer patriarchalischen Ordnung und das Bildungssystem war geprägt von autoritären und traditionsverhafteten Strukturen.
So konnte sich nur schwerlich eine gebildete Mittelschicht entwickeln.
Die gegen die Kolonialmacht Frankreich sich widersetzenden Eliten der jeweiligen nationalen Befreiungsbewegungen emanzipierten die tunesische Gesellschaft von der Vorherrschaft der konservativen Ordnung. Sie initiierten eine Neuordnung der Sozialstrukturen fortan auf zeitgemäßen Prinzipien.

Er war berühmt für seine Gelehrsamkeit und schrieb brillant über den Grund des Glaubens und die Entwicklung der Islamischen Lehre. Salem Bouhageb beschäftigte sich intensiv mit dem Verhältnis von Vernunft, Vorstellungskraft, Gefühl und Glaube. Er war ein Verteidiger der Vernunft, sich aber auch den Grenzen des menschlichen Verstandes bewusst.

Sein Einfluss auf die Gesellschaft war enorm.

Geboren in 1827, wuchs er in Bembla/Tunesien auf. Bevor er 1844 an der Universität Ez-Zitouna in der Hauptstadt Tunis studierte, besuchte er eine “Madressa“ in Bembla und absolvierte in Tunis eine weiterführende Lehre bei bekannten Professoren, die durch die Unterstützung seines Onkels (M’Hamed) zustande kam.
1844 lernte er Brahim Riahi kennen, der ihm einen neuen Blick auf die traditionellen Lehrinhalte eröffnete. Von ihm übernahm er den Blickwinkel, dass sich Muslime zur gegenwärtigen Zeit vom wahren Islam entfernt hatten und daher wachsende Niederlagen einstecken müssten.
Er führte ihn an die europäischen Wissenschaften heran und Salem Bouhageb lernte den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt im Westen anzuerkennen, während die westliche Lebensweise für die islamische Welt abzulehnen sei. Diese Erfahrungen regten ihn an sich mit den aktuellen gesellschaftlichen Problemen Tunesiens zu befassen.
Sein Ziel wurde es, Tunesien durch höhere Bildung und richtig gelebte Religiosität in die Moderne zu führen sowie der Bevölkerung ein Nationalbewusstsein zu lehren und zu fördern.
1850 schloss er seine Studien mit dem Titel eines Gelehrten ab und gab sein Wissen anschließend als Lehrer an der Universität Ez-Zitouna weiter.
1853 promovierte er als Professor für Arabisch und Jura.
Bei jeder Gelegenheit rief er zum Unterricht moderner Natur- und Geisteswissenschaften und zu Bildungsreformen auf.

Unter seiner Führung wurde er an der Universität Ez-Zitouna zum Befürworter reformistischer Ideen, die die Befreiung der Muslime von Fremdherrschaft und die Erneuerung des Islam aus eigener Kraft propagierte.
Wegen seiner anerkannten Kompetenzen wurde er als Gesandter in ausländische Missionen in die Türkei und nach Italien geschickt, um die Interessen des Staates zu vertreten. Sein Aufenthalt in Italien, wo er auch die Landessprache erlernte, dauerte 6 Jahre.
1878 reiste er anlässlich der Exposition Universelle de Paris nach Frankreich.
Die Ernennung zum Großmufti von Tunesien (höchster Richter) im Jahre 1913 war für Salem Bouhageb eine große Auszeichnung. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod 1924 aus. In seiner Rolle als Großmufti verfasste er eine Reihe theologischer, juristischer Schriften und begann außerdem die Arbeit an einem umfassenden Korankommentar.

Salem Bouhageb starb am 14. Juli 1924 in La Marsa/Tunis. In Anerkennung seines Lebenswerks fand die Trauerfeier in “La Kasbah“ statt, wo nur die höchsten Würdenträger des Landes geehrt wurden, unter Beteiligung des Bey von Tunis (Staatsoberhaupt) mit seiner gesamten Familie sowie den höchsten Vertretern der Kolonialmacht Frankreichs (s. damalige Zeitungsberichte).